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Donnerstag, 15. November 2012

Midnighters - Die Erwählten Rezension

Midnighters - Die Erwählten ... das klingt doch nett, oder? Sehr mysteriös und spannend. Ich war sehr angetan vom Cover, vom Klappentext und auch von der Seitenzahl: 309 Seiten bei großer Schrift und dickem Papier - etwas für Zwischendurch. Also habe ich es mitgenommen und vor ein paar Tagen in der Bahn angefangen, Scott Westerfelds Werk zu lesen.



"Das hier musste ein Traum sein: Unzählige Diamanten erfüllten die Luft, schwebten über dem nassen, schimmernden Asphalt. Jessica hob eine Hand, um einen von den blauen Edelsteinen zu berühren. Der kleine Diamant zitterte, dann lief er ihren Finger hinab, kalt und nass. Zurück blieb nichts als ein bisschen Wasser. Da verstand Jessica. Ein Regentropfen! Die schwebenden Diamanten waren der Regen, der irgendwie erstarrt in der Luft hing. Nichts regte sich auf der Straße oder am Himmel. Die Zeit stand still.
'Die geheime Stunde', schoss es Jessica durch den Kopf, 'das ist es also. Ich gehöre zu ihnen.' "


Der Klappentext hat mich dazugebracht, das Buch lesen zu wollen. Es klingt wirklich nach einem Jugendbuch, wie ich sie damals Reihenweise verschlungen habe. In letzter Zeit geht es in der Jugendbuchkultur ja dank Werken wie Twilight viel um Mystery/Fantasy-Themen, doch leider heben sich nur wenige ab, weil jeder auf der Vampirwelle schwimmen möchte. Gott sei Dank ebbt das aber langsam ab.
Midnighters ist von 2004 und demnach vor dem ganzen Hype erschienen. Es beginnt trotzdem wie viele ähnliche Bücher: Ein junges Mädchen, Jessica Day (sehr passender Name) zieht in die Kleinstadt Bixby in den Südstaaten (anscheinend ist der Norden langweilig) und es beginnen merkwürdige Ereignisse. Sie wird Teil einer Gruppe Außenseiter, die alle ein Geheimnis teilen.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, ich dachte schnell, es geht um Vampire und wollte es weglegen. Ich meine, da sind drei Leute, die die Sonne nicht vertragen, keine Menschen mögen, die nur schwarz tragen und die noch dazu nur nachts - mitternachts - unterwegs sind. Ich bin bestimmt nicht die Einzige, die so gedacht hat... gebt's zu!

Aber die Geschichte ist ganz anders. Es gibt in Bixby ein Phänomen, das sich die geheime Stunde oder auch die blaue Zeit nennt. Uralte Dämonen haben sie geschaffen, um sich dort vor der Menschheit zurückzuziehen und nur wenige, die um Mitternacht geboren sind, können sie ebenfalls betreten. Es ist nur eine Stunde jede Nacht, die jedoch auf wenige Sekunden zusammengepresst wurde, sodass wir Normalsterbliche nichts davon bemerken. Jessica, Rex, Dess, Melissa und Jonathan sind die einzigen in Bixby, die es können.
Zumindest ist das im ersten Teil so. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass es ausgerechnet nur fünf Teenager im Alter zwischen 15-16 sind, die dieses Talent beherrschen und das in einer Stadt mit mehreren Tausend Einwohnern. Da es sich bei Midnighters um eine Trilogie handelt, kommt da bestimmt noch was...

Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass die Dämonen Angst vor Mathe haben ... klar, das wurde erklärt, aber wirklich logisch war es für mich trotzdem nicht. Man nimmt also Metall, gibt ihm einen Namen mit dreizehn Buchstaben, den es AUS WELCHEM GRUND AUCH IMMER, auch annimmt und bemalt ihn mit Formeln und schon hat man eine kick-ass Waffe. Wieso ist da früher keiner drauf gekommen?! So schwer es mir fiel, mich daran zu gewöhnen, so super fand ich es zum Schluss. Man findet seine Waffen überall und zur Abwechslung handelt es sich mal nicht um Pistolen, Macheten oder anderen Totmachern, nein! Autoantennen und Mikrofonständer sind die neuen Prügel. Echt klasse.

Die Atmosphäre, die Westerfeld kreiert, ist wunderbar mystisch und eignet sich gut für kalte Tage. Die Teenager sind alle vorbelastet und glaubwürdig und besonders bei Dess kann ich nachfühlen. Hilfreich ist hier besonders die fantastische Idee, die Geschichte nicht nur aus Jessicas Sicht zu erzählen - alle dürfen mitspielen, um es mal pauschal zu sagen. Etwas schwierig fand ich so manch starken Bruch - wenn z.B. einer der Midnighters sich denkt, es wäre doch viel leichter, die anderen sterben zu lassen, dann gäb's wenigstens keinen Stress mehr. Ich bin mir nicht sicher, ob das gut überlegt und im Charakter war, aber wie gesagt, Trilogie, vielleicht hat das alles seinen Grund.

Problematisch war auch der Humor - es gibt keinen. Oder doch, es gibt Humor, er ist nur nicht lustig. Für mich zumindest nicht, Geschmäcker sind verschiedenen. Die Dialoge sind betont darauf aus, jugendlich zu wirken und deswegen manchmal einfach nur platt, platt, platt. Ich habe das Buch leider gerade zur Bibliothek zurück gebracht, sonst würde ich euch ein Beispiel geben, aber ich habe mir den zweiten und dritten Teil geholt und werde es in deren Rezensionen dann nachholen.

Was mich gestört hat, ich meine WIRKLICH gestört hat, ist die Übersetzung - ich meine gar nicht mal die Wortwahl, sondern die unzähligen Grammatikfehler. Ich dachte immer, um Literatur zu übersetzen, müsste man eine gewisse Kenntnis der deutschen Sprache haben? Lag ich falsch? Da kommen Kommata vor 'oder' (wo sie nur im seltensten Fall hingehören und die im Buch gehören NICHT dazu) oder es wird immer nur ',das" geschrieben, ob es sich nun um eine Konjunktion oder ein Pronomen handelt. Vermutlich denkt ihr, dass (<<<!) ich pingelig bin, wenn ich mal ein,zwei Fehler finde ... aber ich habe gleich drei solche Fehler innerhalb von zwei Seiten gesehen. Vielleicht war die Lektorin da besonders müde und ansonsten ist alles in Ordnung. Direkt Rechtscheibfehler sind mir auch keine aufgefallen, der Lesefluss ist also nicht stark getrübt. Man muss schon ein Grammatiklehrer wie ich sein, um sich aufzuregen. Wer locker lassen kann, wird keine Schwierigkeiten haben.

Zum Schluss noch eine kleine Anmerkung: Ist euch aufgefallen, dass Jessica Day ebenfalls der Name der Protagonistin der US-Serie New Girl ist? Zufall?

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